Interview "Schweben in einer schweigenden Welt"

"Tauchen ist ein Sport, der sich in den letzten Jahren in der ganzen Welt enorm verbreitet hat. Presse, Rundfunk, Film und Fernsehen bringen Ihnen immer mehr Beiträge über das Abenteuer, über die Faszination des Schwebens in einer schweigenden Welt", heißt es in einer kleinen Festschrift der Tauchsportgruppe Dortmund-Scharnhorst (TSG) im Jahr 1969.
Der Verein feierte zum damaligen Zeitpunkt sein 10-jähriges Bestehen und gibt in der Broschüre Einblicke in einen außergewöhnlichen Sport.
"Stellen Sie sich eine Situation vor", heißt es, "in der es völlig problemlos ist, ob Sie gerade Kopf stehen, Überschläge machen oder eine Steilwand bezwingen - ohne sich irgendwo festhalten zu müssen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten dafür: Im Weltraum und in der Welt unter Wasser".
Sportauchen wurde in den Nachkriegsjahren - angeregt durch die Medien und durch Urlaubserfahrungen am Mittelmeer - bekannt und immer beliebter.
Um die Sporttaucher , "und die, die es werden wollten", aus der Dortmunder Umgebung zusammenzuschließen und das "anspruchsvolle und zugleich sichere Tauchen zu fördern", gründeten einige Pioniere 1959 die erste Dortmunder Tauchsportgruppe. Die nötige Anzahl zur Gründung des Vereins kam nur durch die spontane Mitgliedschaft der zukünftigen Vereinswirtin der Scharnhorster Gaststätte "Westholzschänke", Grete Baum, zustande; sie war der notwendige "siebte Mann". Erster Vorsitzender wurde Horst Radekopp.
Der junge Club kaufte bereits 1960 ein Schlauchboot und zwei Tauchgeräte. Die ersten Drucklufttauchgeräte bastelten Angehörige der Werks-Feuerwehr der Hoesch AG aus ehemaligen Löschgeräten. Auch ein Kompressor zum Auffüllen der Pressluftflaschen wurde aus zwei VW-Käfer Motoren zusammengesetzt.
Im Winter trainierte der Club im Hallenbad Unna, im Sommer in den Talsperren des Sauerlandes sowie im Ternscher See bei Selm.
Aus den wenigen Gründungsmitgliedern entstand nach kurzer Zeit eine Gruppe von 30 Sportlern. Die erste größere Tauchfahrt fand bereits im Sommer 1960 statt: Ziel war die Ostseeinsel Fehmarn.
Bald genügte das Hobbytauchen, auf das sich der 1970 in Tauchsportclub (TSC) Dortmund umbenannte Verein spezialisiert hatte, einigen Sporttauchern nicht mehr.
Osterinseln, Karibik, Rotes Meer - Dortmunder Sporttaucher unterwegs
Viele Dortmunder Taucher genießen inzwischen außergewöhnliche Taucherlebnisse rund um den Globus. "Die Weltkarte in unserem Verein ist voller Signalpunkte", erläutert Wolfgang Suckrau, Ausbildungsleiter beim TSC Dortmund. "Jeder Punkt bedeutet: Hier war ein Mitglied unseres Clubs."
Mittelmeer, Malediven, Karibik, Südsee. - Die warmen Gewässer werden seit langem bevorzugt. Fauna und Flora interessiere dabei die Taucher am meisten, meint Suckrau. Das Mitbringen von "Souvenirs" - Fischen und Pflanzen der jeweiligen Urlaubsregion - widerspricht jedoch dem Umweltschutz und ist schon seit Jahren unter den Tauchern verpönt.
Einzig das Einfangen der faszinierenden Unterwasserwelt auf Film- und Fotomaterial ist erlaubt und wird mit Preisen honoriert.
Seit vielen Jahren erfolgreichster Dortmunder Filmer und Fotograf ist Manfred Kupke vom Tauchsportclub 59. Sein Fundes reicht von Australien über die Osterinseln, die Karibik und natürlich bis zum Mittelmeer.
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Quelle:
Interview Christine Niggemann mit Wolfgang Suckrau / 2000